Eine der großen Schwächen von Garageband ist die fehlende Möglichkeit, Midi-Spuren zu exportieren. Ein ausgezeichnetes Skript von Lars Kobbe, das der Macher auch noch kostenlos auf seiner Github-Seite zur Verfügung stellt, macht den Export möglich.
Dort stellt er auch eine GB2MIDI „App“ vor, die in AppleScript geschrieben wurde, sowie seine Arbeit an einer experimentellen JAVA-Script basierten Version der GB2MIDI App, die direkt im eigener Browser laufen soll. Nähere informationen findest du, wie gesagt, auf der Github-Seite von Lars Kobbe.
Skript automatisiert Midi-Export
Das GB2MIDI-Skript automatisiert den Vorgang aus .aif-Dateien gleichnamige .mid-Dateien zu machen und funktioniert sogar per Drag&Drop.
Achtung! Drag&Drop von Segmenten in den Loop-Bereich geht nur mit bis zu 45 Takten (180 Beats). Um längere Spuren in Loops umzuwandeln, muss man in Garageband über das Menü gehen:
Bearbeiten > Zur Loop-Bibliothek hinzufügen.
Library sichtbar machen
Um unter OS X Lion und Mavericks im Finder auf die selbst erstellten Loops zugreifen zu können, muss die Library sichtbar gemacht werden. Das geht im Finder über die Menüleiste unter „Gehe zu“ wie üblich durch halten der „alt“-Taste, so dass die Library ausgwählt werden kann oder dauerhaft durch Befehlseingabe im Terminal:
chflags nohidden ~/Library
Anschließend neu starten.
Welcher Vorgang wird durch das Skript GB2MIDI automatisiert?
Aus den zu exportierenden MIDI-Abschnitten werden zunächst einmal Loops gemacht. Achtung! Es werden immer nur ausgewählte Segmente einer Midi-Spur übernommen. Wer also eine komplette Spur als Loop sichern möchte, muss die Teil-Segmente vorher zusammenfügen. Im Anschluss wird das komplette Segment einfach durch Drag&Drop in den Loop-Bereich gezogen. Wenn die entsprechenden Felder, wie „Kategorie“ usw. ausgefüllt sind, erstellt Garageband im Verzeichnis
/User/Library/Audio/Apple Loops/User Loops/SingleFiles/
die .aif-Datei für den Loop, die neben der Audio-Version des Loops, zusätzlich auch die Midi-Daten enthält. Mit einem Hex-Editor lassen sich dann die MIDI-Daten zwischen „MTrk“ und „CHS“ herausschneiden und als .mid-Datei speichern.
Das klingt komplizierter als es ist, aber genau diese Aufgabe wird ja eben durch das Skript von Lars Kobbe übernommen.
av 09.12.2013
Update
Ein paar persönliche Gedanken: Ich bin wirklich erstaunt, muss ich sagen. 7 Jahre nachdem ich diesen Blog-Artikel geschrieben habe, ist der Zugriff, auch auf das Skript zum automatisierten Midi-Export von Dateien aus Garageband, ungebrochen hoch. Da ich Garageband selbst schon länger nicht mehr nutze, kann ich es nicht überprüfen, aber offensichtlich hat Apple bis heute die Funktion des Midi-Exports der Garageband-App nicht hinzugefügt. Das ist schon ziemlich unfreundlich von Apple gegenüber den Nutzern, finde ich. Was könnten die Gründe dafür sein?
Natürlich könnten pure Verkaufsgründe dahinter stecken. Garageband ist vor allem für musikalische Anfänger gedacht. Mit den sogenannten Smart-Instrumenten können sogar Leute musizieren, die gar keine Musiker sind, und es völlig talentfrei auch niemals ein werden. Trotzdem sind all diejenigen mit Hilfe der Smart-Instrumente in der Lage, sich kreativ auszutoben und endlich auch mal Klänge zu erzeugen, die, zwar einfach, aber trotzdem richtig und gut klingen und den Zuhörern nicht gleich die Tränen in die Augen treiben – vor Grausen, nicht vor Freude.
Diese Nicht-Musiker oder auch Anfänger können in der Regel mit einer Export-Funktion von Midi-Dateien gar nichts anfangen oder brauchen sie nicht. Also hat sich Apple vielleicht gedacht, dass sie auf diese Funktion deswegen verzichten können. Jeder anspruchsvollere Musiker wird sowieso lieber Logic Pro verwenden, oder sollte es bevorzugen aus verkaufsstrategischen Gründen von Apple. Das kann man durchaus verstehen. Denn im Vergleich zu Logic Pro ist Garageband auf den ersten Blick eher eine App für den Kindergarten und die digitale, musikalische Früherziehung.
Doch vielleicht haben die Apple-Entwickler dabei übersehen, dass auch die Profis es unterwegs gerne mal ganz schnell und ganz einfach haben. Manchmal hat man eine kreative Idee nur eine Sekunde lang. Man will sie festhalten so schnell und so einfach es geht, um später damit weiterarbeiten zu können. Und genau deswegen ist der Midi-Export von Dateien aus Garageband, um sie dann in anderen DAWs weiter verwenden zu können, so wichtig – erst recht, weil es eben zum Beispiel keine Logic Pro Version für das iPad oder iPhone gibt. Über ein Erscheinen einer mobilen Logic Pro Version wurde ja schon x-fach spekuliert. Doch Apple hat bisher darauf nicht reagiert. Die fehlende Verbindung scheint dann also doch aus Verkaufsgründen zu wichtig zu sein. Denn Midi-Dateien, die sich ganz einfach aus Garageband heraus exportieren lassen würden, sind ja, wie gesagt, in jeder x-beliebigen DAW sofort nutzbar. Egal ob Logic Pro, Ableton Live, Studio One, Reaper, Pro Tools oder welche Software auch immer. Nutzer, die mobil unbedingt Garageband verwenden wollen, müssten dann für eine professionellere Weiterverarbeitung also nicht mehr zwangsweise Logic Pro haben. Genau das dürfte der Grund sein, warum es diese einfache Export-Funktion scheinbar weiterhin nicht gibt.
Gedanken zu Garageband
Apple sagt über Garageband: „Mit GarageBand werden dein iPad und dein iPhone zum voll ausgestatteten Aufnahmestudio mit einer umfangreichen Sammlung an Touch-Instrumenten, damit du überall Musik machen kannst.“ Hier ist also schon mal der erste, große Unterschied zu Logic Pro. Garageband ist vor allem dazu gedacht, unterwegs mit dem iPad oder iPhone zu musizieren oder auf schnelle und einfache Weise musikalische Ideen festzuhalten. Dazu sollen die Apple Live Loops den Nutzer zum DJ machen. Apple sagt: „…mit Live Loops kannst du jetzt noch einfacher wie ein DJ eigene Musik schreiben.“ Äh, nein. Als Vollblutmusiker muss ich da Einspruch erheben. „Musik schreiben“ bedeutet „Komponieren“. Als DJ schreibt man nicht wirklich Musik. DJs, die Loops verwenden, die andere angefertigt haben, schreiben keine Musik sondern „puzzeln“ Musik. Ob es nun Loops aus bekannten Songs sind oder einfach nur irgendwelche Loop-Sammlungen unbekannter Herkunft – es sind alles Mashups. Musikkollagen. Diejenigen, die die Originalmusik geschrieben haben, also auch diejenigen, die die Musik für die Loops aus unbekannten Stücken gemacht haben – das sind die Musiker, die Musik geschrieben haben. Das sind die Musiker, die komponieren. Nicht die DJs. Ich spreche den Knöpfchendrückern am Bildschirm an dieser Stelle aber nicht ihre Daseinsberechtigung ab. Sie kreieren trotzdem wie die Musiker Musik. Es sind auch alles Künstler. Aber sie sind eben keine „Musiker“. Mit der Verwendung von Multi-Touch-Gesten auf dem iPad, um Keyboard- und Gitarrenklänge zu erzeugen, spielt der Nutzer mit dem iPad. Aber er spielt nicht Gitarre. Okay? Das musikalische Spiel mit dem iPad kann mit Garageband so gut gelingen, dass das Ergebnis auch durchaus professionell klingt, wie gesagt, selbst dann, wenn man eigentlich völlig unmusikalisch ist. Alle, die tatsächlich Musiker sind, also zum Beispiel Gitarristen oder Bassisten sind, können an das iPad oder iPhone über passende Adapter ihre Gitarre oder ihren Bass anschließen und die virtuellen Amps und Effektpedale in Garageband ansteuern. Natürlich können auch Vocals eingesungen werden. In Garageband lassen sich pro Song bis zu 32 Spuren aufnehmen. Und weitere Instrumente, Loops und Sounds lassen sich jederzeit in die Sound-Library von Garageband laden. Die PlugIn-Einbindung von Drittanbietern funktioniert natürlich Apple-typisch über Audio Unit-Erweiterungen (AU-PlugIns). Garageband lässt sich also durchaus auch ordentlich erweitern.
Garageband Features
Live Loops
• ein Tippen auf eine Live Loop-Zelle oder Gruppe spielt diese ab
• eigene Loops erstellt man durch Aufnahme eines Touch-Instruments direkt in einer Zelle
• es stehen typische Remix-Effekte zur Verfügung, mit deren Hilfe man wie ein echter DJ klingt
• jede Live Loop-Performance lässt sich aufnehmen
iPad oder iphone als elektronisches Instrument
• Garagband stellt dir ein Multi-Touch-Keyboard zur Verfügung
• man jede Art von Klang über die internen Keyboards spielen
• es gibt einen Beat-Sequencer, mit dem man Grooves erstellen kann, wie man es von elektronischen Drum-Maschinen kennt
• jeder Sound lässt sich mit Effekten anpassen bzw. verändern
• erweiterbare Sound-Library
• virtuelle Amps für Gitarre und Bass
• Erweiterung über AU-Plugins möglich
Drummer für iOS
• virtueller Drummer in Garageband
• Library mit verschiedenen akustischen und elektronischen Schlagzeugen und Percussion Sounds
• Groove-Pool mit vielen realistischen Grooves und Fills
Smart-Instrumente
• man kann ein komplettes Streichorchester mit Smart Strings erklingen lassen
• auf jedem beliebigen Tasteninstrument, akustischen oder elektrischen Gitarren lassen sich ganze Akkorde mit nur einem Finger abspielen
• es können auch automatische Spielmuster eingestellt werden
Garageband als einfaches, mobiles Tonstudio
• für jeden Song können bis zu 32 Spuren aufgenommen werden mit echten Audioaufnahmen, Touch-Instrumenten oder durch die Verwendung von Loops
• einzelne Blöcke der Aufnahmen lassen sich in Garageband schneiden und auf einfache Art und Weise arrangieren
• ein Song kann in Garageband gemischt werden, inklusive Effekten wie z.B. EQ, Bitcrusher, Hall und Overdrive.
• zu jedem Song lassen sich Kommentare und Ideen für Songtexte über integrierte Notizzettel aufschreiben
Songs mit Garageband teilen und veröffentlichen
• über iCloud Drive können alle Songs auf allen Geräten synchronisiert werden
• mit Garageband können eigene Klingel- und Hinweistöne für jedes iOS-Gerät erstellt werden
• über iCloud lassen sich Spuren vom iPad oder iPhone in Logic Pro einfügen
Gedanken zu Logic Pro
Laut Apple ist Logic Pro X die „bislang fortschrittlichste Logic-Version“. Es richtet sich an alle Musiker, die auf einem möglichst professionellen Niveau Musik machen wollen, egal ob als tatsächlicher Pro, Semi-Pro oder einfach nur begeisterter Amateur-Musiker. Beat-Produzenten steht alles, was sie brauchen in Logic Pro X zur Verfügung. Halt! Stopp! Ich hasse dieses Wort in dieser Verwendung: „Beat.“ Das ist schlicht und einfach falsch! Ein Beat ist nichts weiter als ein Schlag. Was die elektronischen Bastler im Ergebnis ausspucken, ist ein Instrumental-Song, meinetwegen auch kurz „Instrumental / Instrumentals“ genannt, der dann einem musikalischen Genre zugerechnet werden kann oder auch nicht. Ihr solltet euch die Verwendung des Wortes „Beat“, die aus der DJ-Szene kommt, unbedingt wieder abgewöhnen. Warum? Weil ihr sonst nicht in der Lage seid, mit echten Musikern sinnvoll zu kommunizieren. Wenn du einem echten Schlagzeuger sagst: „Gib mir mal einen Beat!“, dann schlägt er dir ein einziges Mal auf irgendeines seiner Instrumente. Fertig. Denn du hast nur einen einzigen Schlag von ihm verlangt. Wenn du das willst, was du mit dem falsch verwendeten Wort „Beat“ eigentlich meinst, musst du ihm sagen: „Gib mir mal einen Rhythmus!“ Du kannst auch noch „Pattern“ oder „Groove“ sagen. Das wird auch noch verstanden, auch wenn es im musikalischen Fachterminus schon wieder etwas anderes bedeutet. Aber lass’ ab sofort bitte dein „Beat“ stecken, sonst kriegst du vielleicht den Schlagzeugstock irgendwann mal auf den Kopf, wenn du jedesmal nach einem anderen Beat verlangst. Soviel Wissen und Respekt kann man sich auch als Amateur ruhig aneignen. Nicht jede Umgangssprache ist sinnvoll oder tauglich. Alles klar?
Zurück zum Thema: Logic Pro X bietet dir eine amtliche Mixing-Oberfläche zum Abmischen mit allen professionellen Funktionen, die man braucht. Die Sammlung von Instrumenten, Effekten, Loops und Samples ist entsprechend umfangreicher als die Library von Garageband. Mit der kostenlosen App „Logic Remote“ kann Logic Pro X auf dem iPad oder iPhone ferngesteuert werden.
Logic Pro Features
Professionelle Musikproduktion
• MIDI- oder Audiodateien lassen sich umfassend aufnehmen und bearbeiten
• falsche Töne können mit der Funktoin „Flex Pitch“ korrigiert werden, auch falsch gesungenen Töne, und ganze Melodien von Audioaufnahmen lassen sich damit verändern
• Timing und Tempo von Aufnahmen lassen sich mit „Flex Time“ ändern und anpassen
• Smart Tempo passt automatische jede importierte Audiodatei an das Tempo des geöffneten Projekts an
• Die kostenlose Logic Remote App auf einem iPad oder iPhone ist die Fernsteuerung für Logic Pro X
Drums und Produktionen von Instrumentalsongs
• mit dem Drum Machine Designer lassen sich eigene Drum-Kits erstellen und spielen
• Rhythmen, Basslinien und Melodien, also ganze Instrumentals können mit einem Step Sequencer programmiert werden
• ein virtueller Drummer gibt realistisch klingende, akustische und elektronische Rhythmen wieder
Sampling
• über den Sampler lassen sich komplexe Multi-Sample-Instrumente erstellen und bearbeiten
• der Quick Sampler gibt jede aufgenommen Audiodatei sofort wieder und lässt sich wie ein Instrument spielen
Keyboards und Synthesizer
• große Sammlung von Synthesizern, mit dem vollen Programm analogen, Wavetable-, FM-, additiven, granulären und spektralen Modelings
• realistisch klingende, klassischen Orgeln, Keyboards und Vintage-Synthesizer
• Arpeggiator-Funktion
Gitarre und Bass
• der Amp Designer bietet moderne und klassische Verstärker, Lautsprecherboxe und Mikrofone, und es lassen sich damit eigene Gitarren- oder Bass-Rigs zusammenstellen (spezlelle Programme von Drittanbietern sind dafür natürlich besser geeignet, weil sie noch professioneller klingen, als solche internen Lösungen)
• große Sammlung an Effektpedalen für Delay, Distortion und Modulationseffekten, so dass ein eigenes Pedalboard entworfen werden kann
Mixing- und Produktionseffekte
• eine professionelle Sammlung von Vintage- und klassischen Delays, Reverb, Equalizern und Kompressoren macht professionelles Produzieren und Mixen möglich
• mit Hilfe von Effekten lassen sich so ganz eigene Sounds und Klangwelten schaffen
• eine Vielzahl von Modulationseffekten lassen Aufnahmen dynamischer klingen
Sound Library
• mehr als 4.300 Instrumente und Effekt-Patches
• 1.800 gesampelte Instrumente
• mehr als 10.000 Apple Loops aus verschiedenen Genres
Kompatibilität
• die Bibliothek mit Instrumenten und Effekten ist durch AU-Plug-Ins von Drittanbietern erweiterbar
• kombiniertes Arbeiten mit Final Cut Pro durch Export und Import von XML-Dateien
Speicheranforderungen
• 6 GB Festplattenspeicher für minimale Installation
•
72 GB Festplattenspeicher für die vollständige Installation mit der kompletten Sound Library
Was sagt Apple sonst noch zum Teilen und Weiterarbeiten von Garageband-Projekten?
„Songs lassen sich als GarageBand-Projekt oder als Audiodatei teilen.“ sagt Apple. Über das Teilen von Garageband-Projekten als Audiodatei brauche ich ja hier nichts zu sagen. Darum geht es hier ja nicht, und diese Funktion, die es schon immer gibt, ist für unseren Bedarf hier unwichtig.
Zum Austausch von Garageband-Songs zwischen iPad oder iPhone oder einem Mac
Jeder GarageBand-Song, der mit einem anderen iPad oder iPhone erstellt wurde, lässt sich importieren. Auf dem Mac hat Garageband aber ein paar Funktionen und Eigenschaften mehr, also auf der mobilen iPad-Version oder auf dem iPhone. Deshalb ist es nicht möglich, einen Garageband-Mac-Song in Garageband für iPad oder iPhone zu importieren.
In der Mac-Version von Garageband und Logic Pro kann man eine spezielle iPad-Version des Projekts über iCloud teilen und so auf dem mobilen Endgerät verwenden.
Umgekehrt können in der iPad-Version von Garageband oder iPhone-Version von Garageband einem Projekt neue Spuren hinzugefügt, bearbeitet und arrangiert werden, und wenn man das Projekt dann erneut in der Garageband oder Logic Pro auf dem Mac öffnet, werden die neuen Spuren dem Originalprojekt hinzugefügt.
Damit ist also ganz klar, dass Apple ganz bewusst den einfachen Export und Austausch von Midi-Dateien aus Garageband heraus verhindert, um sie in jeder anderen DAW weiterverarbeiten zu können. Nutzer sollen so unbedingt an die Benutzung von Apple-Software gebunden werden. Es kann keinen anderen Grund geben. Das ist für uns Musiker nicht schön und kein guter Service! Aus wirtschaftlicher Sicht eines Unternehmens lässt sich das aber verstehen.
av 15.01.2021